Die Zahl Drei spielt in meinem Leben eine wirklich sehr große Rolle. Ich habe etwas, das ich einfach Vorsicht oder auf Nummer Sicher gehen nenne. Es gibt auch Menschen, die nennen das Paranoia, wobei ich nicht denke, dass das der richtige Ausdruck ist.
Manchmal muss ich Sachen einfach öfter machen, oder laut vorsagen, bevor ich zufrieden bin und zur nächsten Aufgabe kommen kann. Sehr stark hab ich dieses Bedürfnis, wenn ich einen Ort verlasse. Wenn man jetzt eine normale Alltagssituation von mir hernimmt, sieht die meistens so aus.
Ich gehe aus meiner Haustüre, sperre zu bis zum Anschlag und versuche noch 3 Mal den Schlüssel weiter zu drehen. Dann gehe ich langsam Richtung Stufen und checke nochmal ob ich eh alles dabei habe. Manchmal sage ichs mir nach nochmal laut vor: Handy, Schlüssel, Geld – check.
Kaum bin ich ein paar Stufen gegangen, bin ich mir nicht mehr ganz sicher, ob ich denn alle Lichter abgedreht habe, der Herd noch rennt oder mein Glätteisen noch steckt und falls es nicht mehr steckt, ob es nicht noch zu heiß ist, und das Handtuch, das in der Nähe liegt, entflammen könnte. Also geh ich noch mal zurück in die Wohnung, merke dass alle Lichter abgedreht sind und schaue auf die Herdplatte. Ich zähle die sechs Temperaturregler und sage sechs mal ab: ab, ab, ab, ab, ab, ab. Das Glätteisen wird auch noch gecheckt und die Tür-zusperr-Prozedur beginnt von neuem.
Kaum bin ich wieder an der selben Stelle auf der Treppe angelangt, bin ich mir nicht mehr so ganz sicher, ob ich denn wirklich zugesperrt habe. Also geh ich noch ein Mal zurück, stecke den Schlüssel in die (sowieso schon verschlossene) Türe und versuche, den Schlüssel wieder drei Mal bis zum Anschlag zu drehen. „ICH HABE ZUGESPERRT,“ sag ich mir dann noch mal laut vor und kann endlich gehen.
Im Auto angekommen muss ich noch mal überprüfen, ob ich denn eh meine Geldbörse mit habe, und mein Führerschein und die Zulassung drinnen sind. Ich gebe sie dort nie raus – also sind sie selbstverständlich dort.
An meinem Zielort steige ich aus dem Auto aus. Jedes Mal checke ich, ob meine Scheinwerfer abgedreht sind. Selbst dann, wenn ich sie nicht mal aufgedreht habe. Dann sperre ich mein Auto zu, und ziehe drei Mal an dem Türgriff einer oder mehrerer Türen – alles ist zu. Nicht selten kommt es wirklich vor, dass ich danach zum zweiten Mal mein Auto von der Ferne zusperre, oder sogar wieder zurückgehe, um wieder drei Mal zu probieren, ob der Türgriff nicht aufgeht.
Was ich dagegen mache? Manchmal zwinge ich mich dazu, einfach ohne 97367 Überprüfungen aus der Wohnung zu gehen. Ab und zu gehe ich auch extra knapp weg, weil ich dann nicht mehr zurück gehen kann, weil ich vielleicht die Bahn verpassen könnte. Beim Auto hab ich’s noch nicht ganz draußen. Mein Fortschritt ist aber, dass ich immer öfter nur ein Mal den Test mache, ob ich denn auch wirklich zugesperrt habe.
Ich mag das Gefühl, das ich in diesen Momenten empfinde, gar nicht. Man kommt sich vor wie eine alte Frau die entweder Paranoia hat, oder alles vergisst. Deswegen bin ich gern mit Leuten unterwegs, die mich von diesem Zwang ablenken, bei denen ich einfach vergesse alles immer und immer wieder zu überprüfen. Danke dafür!
Ich hoffe ich komm nach dieser Beichte nicht zu verrückt rüber, aber ich denke, dass jeder seine kleinen Fehler und Eigenheiten hat. Das ist einfach eine von meinen.
Mit Dankbarkeit an alle, die mir dabei (bewusst oder unbewusst) helfen, und Bewunderung für alle, die diese Zwänge nicht haben, verabschiede ich mich von diesem Tag des Augustbreaks. Ciao, eure Juvigra (: